Mittwoch, 11. März 2015

Gleichwertig sein

Es ist nicht leicht, Kind zu sein! Es ist schwer, ungeheuer schwer. Was bedeutet es, Kind zu sein? Es bedeutet, dass man ins Bett gehen, aufstehen, sich anziehen, essen, Zähne und Nase putzen muss, wenn es den Großen passt, nicht wenn man es möchte. Es bedeutet ferner, dass man, ohne zu klagen, die ganz persönlichen Ansichten eines x-beliebigen Erwachsenen über sein Aussehen, seinen Gesundheitszustand, seine Kleidungsstücke und Zukunftsaussichten anhören muss. Ich habe mich oft gefragt, was passieren würde, wenn man anfinge, die Großen in dieser Art zu behandeln. Astrid Lindgren


"Du kannst das nicht, dafür bist du noch zu klein!", wer kennt diesen Satz nicht?
Wie oft sagen wir das zu einem kleinen Kind? Doch ist es wirklich zu klein? Sind wir nicht in der Pflicht, es so zu machen, dass auch dieses kleine Kind diese Aufgabe selbst erfüllen kann? Ich denke ja. Ich merke immer wie stolz meine Kinder sind wenn sie etwas getan haben, sei es was für uns total banales wie Staubsaugen oder Staubwischen. "Mama schau mal" riefen sie freudig aus ihrem Zimmer und zeigten mir wie sie ihre Gesichter und auch gelegentlich die Kekskrümel einsaugen. Da geht mir persönlich das Herz auf. So bekommen die Kinder das Gefühl gleichwertig zu sein, es gibt hier kein Groß und kein Klein sondern die Gemeinschaft die aus uns allen besteht und jeder darf mithelfen wo immer er möchte.

"Nur durch Übungen im täglichen Leben, erkennen wir den wahren Wert einer Lehre" Dalei Lama


Die Kinder merken, dass sie gebraucht werden und aktiv an der alltäglichen Arbeit teilnehmen können. Hier wird z.b. 10mal täglich der Spiegel geputzt, solange bis die Aufmerksamkeit auf etwas anderes gezogen wird. Sie freuen sich riesig wenn ich nur Frage, wer denn Staubsaugen möchte, oder wischen, oder oder oder. Ich denke das dieses freiwillige Tun einen wesentlich besseren Lerneffekt beinhaltet, als das Zwingen der Kinder zu irgendetwas. All diese 'Freiheiten' hier zu Hause, lassen die Kinder schnell selbstständig werden, sie wissen was sie können und lernen unterschiedliche Aufgaben zu lieben oder merken eben, dass es Dinge gibt die Ihnen nicht so sehr gefallen.

„Die Freiheit unserer Kinder hat als Grenze die Gemeinschaft, denn Freiheit bedeutet nicht, dass man tut was man will, sondern Meister seiner selbst zu sein.“
Die Freiheit des Kindes kann nicht darin bestehen, dass wir es sich selbst überlassen, es vernachlässigen. Nicht durch gleichgültige Untätigkeit helfen wir der kindlichen Seele bei allen Schwierigkeiten ihrer Entwicklung, sondern durch die bedachte Anteilnahme einer liebevollen Fürsorge " M. M.

Es ist meinen Kindern einfach unheimlich wichtig, sich uneingeschränkt zu Hause fortbewegen zu können. Das zu dürfen, was auch wir Großen dürfen. Es ist jedoch nicht so, dass sie freien Zugang zu Putzmitteln haben. Sie haben eine Sprühflasche mit eigenem Wasser, manchmal mit einem Schuss Essig. Oder sie fragen nach einem Eimer Wasser mit Spülmittel um die Oberflächen ihres Zimmers reinigen zu können. Meistens ist mehr Spaß darin, sich gegenseitig nass zu machen als der eigentlichen 'Arbeit' nach zu kommen, doch auch dies wird dann erledigt. Es tut uns allen einfach wahnsinnig gut, uns das wir Hilfe im Haushalt haben ;), den Kindern das sie eben das dürfen was zum täglichen Zusammenleben dazu gehört - ohne wie ein kleines Kind behandelt zu werden.

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